Sacharbeit eingefordert

Sehr geehrte Magistratsmitglieder,

Sehr geehrte Stadtverordnete,

um den 21. September 2018 erreichte Sie der Offene Brief der Bürgerinitiative Marienheim.

Darin haben wir eine Fülle von Argumenten gebündelt. Natürlich haben wir nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und die Dinge aufgrund unseres Wissens dargestellt.

Herr Kratkey schrieb am 22.09.: „Aufgrund des Umfanges Ihres offenen Briefes wird die Beantwortung sicher eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen.“

Nachtrag zum offenen Brief zum Download (pdf)

Seit sieben Wochen haben wir bis heute (12.11. 2018) keine Antwort bekommen.

Stattdessen legt uns Herr Semler in einer öffentlichen Sitzung die Verbreitung von Falschmeldungen nahe. Er hatte über einen Monat Zeit, Fehler in dem Offenen Brief richtigzustellen. Wir hatten sogar darum gebeten. Uns bekannte Fehler haben wir aus dem Offenen Brief entfernt. Wir bitten daher die neuste Version in die Vorlage für die Stadtverordneten einzustellen.

Sehr bedauerlich ist die öffentliche Diskussion über Äußerungen einzelner selbstständig agierender Mitbürger, die jetzt immer wieder zur Diskreditierung der Bürgerinitiative herangezogen werden. Nicht jeder, der sich gegen die Parkhauspläne wie auch immer äußert, gehört automatisch zur Bürgerinitiative.

Sogar in den Ausschusssitzungen wurden wir in den Zusammenhang mit Drohbriefschreibern gebracht. Die Stimmung würde die Befürworter einschüchtern, sodass sie sich nicht mehr getrauten, sich zu Wort zu melden. Das ist aus unserer Sicht eine Kampagne, die ablenkt von der Auseinandersetzung mit unseren Argumenten in der Sache.

Einem anonymen Drohbrief wird auch in der WNZ mehr Platz eingeräumt als einem engagierten 16-seitigen Offenen Brief an den Magistrat und die Stadtverordneten.

Sieht so eine faire und sachliche Auseinandersetzung mit unbequemen Argumenten aus?

Nebenbei: Altstadthändler Dieter Neumann behauptet, der Liebfrauenberg sei ein Drogenumschlagplatz. Dass der Liebfrauenberg in Zukunft attraktiver gestaltet werden muss, ist hoffentlich Konsens.

Wir laden alle Mitglieder des Magistrats und alle Stadtverordneten dazu ein, mit uns zu diskutieren oder ganz selbstverständlich auch in der Sache zu streiten.

Immer samstags um 14:00 Uhr im Gertrudishaus.

 

Doch zurück zur Sacharbeit:

Hier einige neue Argumente als Nachtrag zum Offenen Brief:

ParkRäume

Wetzlar hat in der Altstadt 3600 Parkplätze.

Das sind über siebzehn Lahninseln! (= 210 Plätze)

Herr Wagner hat ausführlich dargestellt, dass mit dem Bau der Domhöfe in der oberen Altstadt ca. 130 Parkplätze wegfallen. (= 3,6 %) Er begründete damit die Notwendigkeit für ein neues Parkhaus am Rosengärtchen.

Betrachten wir die Entfernungen und Gehminuten von den vorhandenen Parkplätzen zum Domplatz:

Hausertor (300 Meter / 5 Minuten)

Parkhaus Stadthalle (350 Meter / 5 Minuten)

Haarplatz (400 Meter / 6 Minuten)

Lahninsel (450 Meter / 6 Minuten)

Avignonanlage (500 Meter / 6 Minuten)

Rathaus/Stadtbüro  (700 Meter / 8 Minuten)

Vom geplanten Parkhaus zum Domplatz wären es nur 200 Meter / 3 Minuten

Vom geplanten Parkhaus zum geplanten Kino wären es aber schon wieder 300 Meter / 4 Minuten

Das neue Parkhaus ist also vom Kino genauso weit entfernt wie der Parkplatz Hausertor.

Ansonsten spart man im Vergleich zu anderen Parkmöglichkeiten ca. 100 bis 200 und höchstens 500 Meter (also 1 bis 6 Minuten Gehzeit).

Da das neue Parkhaus mit dem Auto nur umständlich zu erreichen ist, geht dieser Vorteil wieder verloren. Die Zeit, die die Besucher bei der An- und Abfahrt im Auto verbringen werden, sollten sie besser auf dem Fußweg durch die Altstadt, vorbei an Geschäften und deren Schaufenster verbringen.

Die Ladenbesitzer haben also durch das neue Parkhaus sogar Nachteile:

Alle Besucher des Kinos , die in dem neuen Parkhaus parken, gehen auf dem Weg zum Kino und zurück an keinem der Läden in der unteren Altstadt vorbei.

Frequenz bringen nur die Kinobesucher, die in der unteren Altstadt parken.

Die IG-Altstadt müsste sich unter dem Aspekt des Frequenzbringers Kino also eigentlich gegen das geplante Parkhaus aussprechen, denn es schwächt die Frequenz unterhalb des Doms.

Es geht also in dem Streit zwischen Gegnern und Befürwortern des neuen Parkhauses tatsächlich nur um wenige Gehminuten, die die Besucher/innen weniger zurücklegen müssen, um an den Domplatz oder ans Kino zu kommen. Wir können faule Autofahrer nicht erziehen, aber müssen wir ihnen wirklich derart entgegenkommen? Rechtfertigt das 8,7 Millionen, die man sich auch sparen könnte?

Durch einen ersatzlosen Wegfall der 3,6 % der Parkplätze in der Altstadt würden die ausreichend vorhandenen Parkplätze in der unteren Altstadt (plus Stadthalle) besser ausgelastet, was der Stadt finanziell zugute käme.

Wollen Sie stattdessen

• ein Parkhaus in der oberen Altstadt (5,5 Millionen)

• damit das Rosengärtchen verschandeln und mit Abgasen belasten

• damit den Kindern der Kita-Marienheim das großzügige Außengelände wegnehmen

• die Kita Marienheim abreißen (Abrisskosten: 100 000 €)

• eine neue Kita in einem Bürogebäude aufstocken (Kosten 3,1 Millionen €)

• insgesamt also mindestens 8,7 Millionen aus eigener Tasche finanzieren

  • dafür in großem Stil stadteigene Häuser und Grundstücke verkaufen, die man als Rücklagen für nötigere Projekte in der Zukunft verliert?

Und das nur, weil die Bequemlichkeit einiger Gäste von außerhalb mehr zählt als die Spielfläche der Kita-Marienheim. Ganz zu schweigen von den Bewohnern der Altstadt, die ein Parkhaus oder ein enges Außengelände für 90 Kinder (Turmstraße) direkt vor die Nase gesetzt bekommen sollen.

Anna Clemens, promovierte Materialwissenschaftlerin, schreibt in Spektrum:

„Katalysatormaterialien funktionieren erst ab hohen Temperaturen, ungefähr ab 300 Grad Celsius. Wenn man das Auto gerade erst startet, sind die Katalysatoren noch kalt, und die Abgase werden nicht bereinigt. Erst nachdem der Motor warmgelaufen ist, werden die Abgase fast vollständig umgesetzt.“

Die Anwohner und der katholische Kindergarten bekommen diese ungefilterten Abgase direkt gebündelt im Umfeld des neuen Parkhauses ab. Besonders nach Veranstaltungen.

Da hilft auch kein Schönreden wegen der Anschlüsse für E-Autos, die wir natürlich begrüßen.

Auf der Animation ist das geplante Parkhaus aus der Luft und in ca. 100 Meter Entfernung zu sehen. Von Bäumen verdeckt. Wann sehen wir endlich eine Animation, die den Weg durch das Rosengärtchen zeigt, wenn man zu Fuß an dem neuen Parkhaus vorbeigeht? Bitte entscheiden Sie sich nicht für das Parkhaus, bevor Sie diese Animation nicht gesehen haben.

Parkraum-Alternativen rund um die Wetzlarer Altstadt

Mit einem intelligenten Parkraumkonzept könnten bestehende Parkräume genutzt werden, ohne dass die Kindertagesstätte im Zentrum der Altstadt abgerissen werden müsste. Auf den Bildern sieht man ca. 20 Orte, wo Parkräume theoretisch geschaffen werden könnten: 

alternativen - 1

Bild 1 von 63

 

 

Der Liebfrauenberg

Der neue Bebauungsplan sieht für den Liebfrauenberg die Abholzung nur noch der drittgrößten Linde vor. Das ist auf den ersten Blick eine erfreuliche Entwicklung.

Es gibt aber auf den zweiten Blick keinerlei Bezug zwischen Architektur und Platz bzw. Bäumen.

Ob die Fenster zum Platz bleiben, muss beobachtet werden.

Man könnte die angrenzenden Häuser auch so konzipieren, dass die Bewohner von einem Balkon oder zumindest ihrem Wohnzimmerfenster direkt auf die Bäume blicken. Man könnte den Platz mit dem Hof verbinden.

Die neue Konzeption legt einen Verdacht nahe:

Die spätere Blockschließung über das Eck wird in der Planung bereits berücksichtigt und wird durchgeführt, sobald die Bäume ihren Geist aufgegeben haben.

Die Bebauung unterhalb des Spielplatzes schädigt möglicherweise die Wurzeln der Bäume. Niemand weiß, wo sie sich Wasser und Nährstoffe holen. Das kann weit in Richtung Eisenmarkt sein. Der Regen, der bisher dort versickert, wird zukünftig den Bäumen nicht mehr zur Verfügung stehen.

Ein weiterer Verdacht stellt sich ein:

Die Flächenausnutzung mit dem Vorziehen der Blockkante nach Süden ist größer als zuvor. Das bedeutet, dass dem Investor der Protest um die Zerstörung der Grünfläche am Liebfrauenberg am Ende noch zusätzlichen Gewinn bringen könnte.

Alternative:

Konzipieren Sie die umliegenden Wohnungen so, dass das Grün in die Wohnungen und die Umgebung wirken kann. Nehmen Sie den Abstand, der alle vier Bäume möglichst nicht gefährdet. Erhalten Sie alle vier Linden. Schaffen Sie eine breite Verbindung zum geplanten Innenhof.

Es liegen im Moment 753 Unterschriften für den Erhalt des Platzes am Liebfrauenberg vor, also für den Erhalt aller vier Bäume.

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Beteiligung ernstnehmen

Schauen Sie sich bitte an, was Professor Olaf-Axel Burow (Institut für Synergie und soziale Innovation) zu den unbefriedigenden Abläufen in Wetzlar zu sagen hat. Aus der Spätausgabe der Hessenschau vom 30.10.2018.

 

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