Schlechter Journalismus oder bewusste rechte Hetze?

Hans-Jürgen Irmer (CDU) muss falsches Zitat löschen

Seit gestern findet man das falsche Trittin-Zitat nicht mehr auf der online-Ausgabe des Wetzlar Kuriers. Nachdem die AfD schon am 1. Oktober 2015 zu einer Gegendarstellung gezwungen wurde, hat Hans-Jürgen Irmer das Zitat mit dem Bild löschen lassen. Ob das reicht, ist fraglich, da die gedruckte Ausgabe in einer Auflage von 113.000 schon durch die ZeitungszustellerInnen der Zeitungsgruppe lahndill in alle Haushalte verteilt wurde.

 

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Aber was passiert mit den anderen Zitaten? Claudia Roth, Johanna Uckermann und Thorsten Schäfer-Gümbel werden weiter ohne Angaben und inhaltlichen Kontexten zitiert.

Was sollen die isolierten Zitate eigentlich in Irmers Welt bezwecken?

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Irmer platziert die Zitate auf Seite 6. Die Seite trägt die Überschrift „Asyl und kein Ende“ und ist gespickt von – milde gesagt –  „asylkritischen“  Leserbriefen. Praktisch als Zustimmung, Untermauerung und Bestätigung  liefert der Herausgeber der Zeitung, Hans-Jürgen Irmer, einige KronzeugInnen:

  1. „Wir werden sie niedertrampeln“. Der Artikel über die Hasspredigt des „Scheich Muhammad Ayed“ ist bei idea und kath.net erschienen, zwei rechtskonservative Medienorgane. Das Youtube-Video, auf das alle sich beziehen,  stammt aber ursprünglich von einem rechtsextremen Youtube-Kanal, der mit  Politically Incorrect zusammenarbeitet.
    Irmers Kurzfassung der Nachricht ist mehr als eine Bestätigung der LeserInnenmeinung. Er heizt die Angst vor dem Islam an und malt ein Schreckensbild von wilden muslimischen Flüchtlingen, die die „schwachen“ Europäer überfallen würden. 
  2. „Die Asylindustrie“. Unter der Überschrift „Unser Buchtipp“ empfiehlt Hans-Jürgen Irmer ein Buch, das wiederum die Meinungen der LeserInnen bestätigen und bekräftigen soll. Kernaussage: „Politiker, Journalisten und Sozialverbände profitieren von der Flüchtlingswelle“. Der Autor des Buches ist ein Udo Ulfkoote. Hier ein Auszug aus Wikipedia:„…

    Am 22. Dezember 2014 trat Ulfkotte als „offizieller“ Redner auf der von PRO NRW gesteuerten Bogida-Demonstration auf und machte dort
     „16 Argumente“ zur Unterstützung von Pegida öffentlich.[60] Als Redner
     nahm er am 5. Januar 2015 an einer Pegida-Veranstaltung in Dresden teil.[60] Am 27. März 2015 griff Ulfkotte in Dietzenbach bei einem AfD - „Bürgerstammtisch“ einen minderjährigen Zuhörer körperlich an. Sobald Themen wie Islam oder „Lügenpresse“ angeschnitten wurden, johlten und applaudierten ironisch Mitglieder einer jungsozialistischen „Jubelgruppe gegen Rechtspopulismus“, die ihre Aktion als „Satirische[n] Ungehorsam“ bezeichneten. Ulfkotte stürmte daraufhin ohne Vorwarnung auf einen 15-jährigen Applaudeur los, packte ihn am Kragen und drückte ihn an die Wand..."
    

    zu Ulfkotte siehe auch den ZDF-Beitrag

 

  1. „Zitate deutscher Politiker“. Schließlich die vier Bilder und Zitate der PolitikerInnen Trittin, Roth, Uckermann und Schäfer-Gümbel. Wie schon gesagt, erfährt der LeserIn nicht, wann und in welchem Zusammenhang sie gesagt oder geschrieben wurden. Die Zitate der beiden grünen PolitikerInnen sollen eindeutig den LeserInnen vermitteln: Diese VertrerterInn der Partei Bündnis 90 / Die Grünen wünschen sich den Untergang Deutschlands. Sie fördern eher einen türkischen Nationalstolz, als dass sie ein Nationalgefühl für ihr eigenes Land empfinden.
    Die Sätze, bzw. Satzteile der beiden SPD-PolitikerInnen, Johanna Uckermann und Thorsten Schäfer-Gümbel, dienen Irmer im zweiten Teil seiner Zitatensammlung  als Belege für eine schon  in den Leserbriefen angesprochene Naivität der Engagierten in der Flüchtlingshilfe.

Fragen bleiben

Irmer versucht die schon emotionalen Leserbriefe noch einseitig  anzuheizen. Eine  etwas eigenartige Methode Leserbriefe einzubetten. Sicherlich eine Aufgabe des Presserates, sich mit der journalistischen Vorgehsweise Irmers zu beschäftigen. Aber „wo kein Kläger, da kein Richter“. Wie oft hat Hans-Jürgern Irmer in der Vergangenheit schon falsch zitiert oder seine Belege aus der rechten Gerüchteküche übernommen (einige Beispiele hier…)?

Viele Fragen bleiben: Wann ertönt ein Protest aus Wiesbaden? Können die grünen Fraktionsmitglieder das so stehen lassen. Herr Trittin hat sich schon selbst gewehrt!

keingeld

Der Aufschrei und Widerstand gegen die Hetze von Politically Incorrect, NPD, Pegida, Afd, Pro NRW, etc. ist in den demokratischen Kreisen dankenswerter Weise öffentlich zu hören. Man ist bemüht, sich von solchem Gedankengut zu distanzieren. Warum lässt man Hans-Jürgen Irmer aber so viel „Narrenfreiheit“ und macht sich noch durch seine Spendenaktionen abhängig?

 

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