Offener Brief für hessischen Ministerpräsident

Offener Brief für hessischen Ministerpräsident

Zum Besuch des Flüchtlingscamps in Wetzlar

 

Transparent
Mit einer Resolution, die Anfragen und Forderungen enthält, begrüßte der kirchliche „Arbeitskreis CAMP“ der Flüchtlingshilfe den Ministerpräsidenten bei seinem Besuch im Wetzlarer Flüchtlingscamp. Foto: privat

Wetzlar (bkl). Anlässlich seines Besuches im Wetzlarer Flüchtlingscamp am Montag hat der Arbeitskreis Flüchtlingshilfe dem hessischen Ministerpräsidenten eine Resolution mit Forderungen und Wünschen überreicht. Für Volker Bouffier (CDU), der sich im Lauf des Tages ein Bild über mehrere Einrichtungen in Hessen machte, in denen neu ankommenden Menschen auf der Flucht  eine Unterkunft finden, war Wetzlar die erste von sieben Stationen. Dort befinden sich derzeit rund 700 Zuflucht suchende Menschen.

Ausreichende und menschenwürdige sanitäre Einrichtungen mahnte der kirchliche „Arbeitskreis CAMP“ der Flüchtlingshilfe mit an Zäunen aufgehängten Plakaten an. Gefragt wird, was im Oktober geschieht, nach einer Verweildauer der Flüchtlinge von bereits vier bis fünf Monaten. Kritisiert wird die unzureichende ärztliche Versorgung, obwohl Ehrenamtliche bereit stehen. „Warum müssen wir als Ehrenamtliche um unsere Einbeziehung kämpfen?“ fragt der Arbeitskreis ganz allgemein. Dessen Sprecher Harald Würges bat den Regierungschef, sich dafür einzusetzen, dass die Bedingungen für die Ehrenamtlichen erleichtert werden: „Wir sind etwa 300 Leute. Wir können mehr. Wir haben Cafés eingerichtet und kümmern uns um die Leute.“ Und, im Hinblick auf die rechtsextremen Krawalle im sächsischen Heidenau: „Noch ist die Stimmung in Wetzlar positiv. Das wollen wir aufrechterhalten.“ Mit Bouffiers Antwort, dass nicht immer alles machbar sei und dass kanalisiert werden müsse, weil die Abläufe hochkomplex seien, sind die ehrenamtlichen Helfer nicht zufrieden.

Um ihrer Enttäuschung Nachdruck zu verleihen, haben die Verantwortlichen daher am Tag nach dem Besuch einen offenen Brief an den Ministerpräsidenten verfasst. Darin bedanken sie sich für die umfangreiche Unterstützung der Flüchtlinge durch das Land. Angesichts der großen Herausforderungen würden jedoch die Ehrenamtlichen mit ihren Erfahrungen einfach gebraucht. „Eine deutlichere Anerkennung wäre sehr schön gewesen“, heißt es in dem Brief, der von den Aktivitäten in den sechs Wetzlarer Willkommen-Cafés ausführlich berichtet. „Stattdessen klang es in den anschließenden Pressestatements fast so, als ob die Arbeit der Ehrenamtlichen eher als störend für den Ablauf und überhaupt nebensächlich empfunden wird. Das ist leider auch manchmal der Eindruck bei unseren Gesprächen mit den Verantwortlichen für das Camp.“

Nach Ansicht der Unterzeichner können Land und Behörden die Probleme augenblicklich jedoch nicht allein bewältigen. Daher bieten sie noch einmal ihre Hilfe, Erfahrung und Gesprächsbereitschaft an. Unterzeichnet haben den Brief der Arbeitskreis Flüchtlingshilfe e.V., die Katholische Domkirchengemeinde Unserer Lieben Frau Wetzlar, die Evangelische Kirchengemeinde Wetzlar, die Freie evangelische Gemeinde in Wetzlar und die Königsberger Diakonie.

Ein großes Dankeschön hatte Bürgermeister Manfred Wagner den Ehrenamtlichen im Rahmen des Ministerpräsidenten-Besuchs für ihren Einsatz in der sozialen und der medizinischen Betreuung ausgesprochen.

Flüchtlinge berichteten dem Regierungschef von harten Erfahrungen während ihrer Flucht und von schwierigen Bedingungen im Camp und unterstrichen dies, indem sie entsprechende Handy-Fotos zeigten.

Seine Motivation, die Flüchtlingsunterkünfte zu besuchen, beschrieb Volker Bouffier mit dem Anliegen, sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen, denen zu danken, die sehr engagiert ihre Arbeit leisteten sowie mit dem Dank an die Ehrenamtlichen und die Stadt im Hinblick auf die hohen Ankunftszahlen sowie die Sprachschwierigkeiten. „Die Herausforderung ist so groß, wie wir sie noch nie hatten“, betonte der Ministerpräsident und ergänzte: „Das wird uns noch lange beschäftigen.“ Man sei bemüht, vor Einbruch des Winters für feste Unterkünfte zu sorgen. Alleinstehende Frauen sollen rasch verlegt werden. Außerdem soll es mehr Duschen und Toiletten geben.

In Hessen stehen neben der Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen mittlerweile zwölf Zeltstädte für Asylsuchende zur Verfügung.

hessencam Videos vom  Besuch des Ministerpräsidenten:


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